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Zeit und Raum 1

Die 4 Dimensionen

Es gibt im Kampf 3 Raumdimensionen (Höhe, Tiefe, Breite) und 1 Zeitdimension (Dauer einer Bewegung)

Genau genommen nimmt  unser Körper einen Raum ein, genannt Standpunkt. Dieser Ausgangspunkt ist die Grundlinie unserer Position und gleichzeitig der Startpunkt all unserer Handlungen, egal ob Angriff oder Abwehr. Wir haben somit immer 3 Bezugspunkte im Raum. Innerhalb der 3 Raumdimensionen kann sich eine Bewegung (Schlag, Tritt, Schritt, Wendung)  in 3 Richtungen entwickeln : Hoch/Tief, Links/Rechts, Vor/Zurück. Diese Möglichkeiten treffen natürlich auch auf den Gegner zu, d.h. die Möglichkeiten der verschiedenen Abstände sind vielschichtig und werden meistens von beiden Parteien beeinflusst.

Deswegen gilt der Leitsatz : wer den Raum beherrscht, beherrscht auch den Gegner !

Was ist damit gemeint ? Durch unserer Bewegungen entstehen räumliche Strukturen, z.B. Keilposition, Bong/Gaan Sau usw.,  durch die Bewegungsmuster, aufsteigend/streckend, diagonal auf/abwärts usw. dringen wir in den Raum ein, um zum Gegner zu gelangen. Man nennt dies auch 6 Gates. Im Zusammenhang mit der jeweiligen Schritttechnik ergeben sich daraus ausgeklügelte Winkel.

6 Gates

Die Bedeutung von 6 Gates steht sinnbildlich verallgemeinernd für die 6 Angriffsmöglichkeiten und den jeweiligen 6 Zonen. Unsere grobe Wahrnehmung bezieht sich sozusagen auf den Quadranten aus dem der Angriff kommt und dementsprechend reagieren wir dann mit unsere Gegenbewegung. In der sogenannten Nicht-Kontaktphase erfassen wir die Bewegung des Gegners optisch und teilen die Startposition des Gegner in 6 Zonen auf, wenn wir also ein räumliches Empfinden aufbauen, können wir frühzeitig uns für die richtige Gegenbewegung entscheiden. Werden zuviele Überlegungen (Ratio) ins Spiel gebracht, dann dauert unsere Entscheidung zu lange. Wir reagieren also terretorial, also schätzen wir eine Umbebung der Startposition des Angriffs ein (Zone) und reagieren dann unmittelbar.

Zone 1 :  Fauststoß oben links
Zone 2 : Fausstoß oben rechts
Zone 3 : Fausstoß/Tritt mitte links
Zone 4 : Fauststoß/Tritt mitte rechts
Zone 5 : Tritt unten links
Zone 6 : Tritt unten rechts


Somit ergeben sich 2 logische Schlußfolgerungen :

1.) Unsere Angriff kommt ungehindert zum Ziel(Gegner)

2.) Unsere Angriff kollidiert mit der Abwehr des Gegners, schützt uns aber aufgrund der Druckrichtung und der Winkelposition.

 

Anhand eines Beispiels des Dreiecksprinzips :

 

Räumliche Struktur des zentralen Dreiecks.
Die Spitze richtet sich auf die Zentrallinie des Gegners aus. Die Außenlinien verbreitern sich und nehmen mehr Raum in der Breite ein. Das nennt man Verdrängungsprinzip, unser Keil drückt die Position des Gegners (Arme) zur Seite und übernimmt deren Raum. Desweiteren kommt das Prinzip der Angriff ist immer gleichzeitig die Abwehr zum tragen, da der Kontakt zu den gegnerischen Armen bereits hergestellt ist, aber durch die Struktur und das Eindringen des Keils, die Abwehr somit als Nebenprodukt mit ausgeführt wird.

 

 


Räumliche Struktur des 45° Dreiecks.
Die Spitze richtet sich auf die Zentrallinie des Gegners aus. Das Dreieck ist nun 45° gewinkelt und nimmt den Raum aus diesem Winkel ein. Die Prinzipien sind identisch mit dem zentralen Dreieck. Es gibt jedoch nun 2 Optionen. Das Dreieck befindet sich innerhalb der Armseite des Gegners, dann wird in diesem Fall mit einer Armseite verdrängt. Das Dreieck befindet sich außerhalb der gegnerischen Armseite, dann verdrängen wir den gegnerischen Arm nach innen, da sich unser Armwinkel auf den Arm des Gegners drauflegt.  In diesem Falle führt die Verdrängung zur Komprimierung des gegnerischen Arms.

 

 


 

Räumliche Struktur des 90° Dreiecks.
Die Spitze richtet sich auf die Zentrallinie des Gegners. Das Dreieck ist nun 90° gewinkelt und nimmt den Raum aus diesem Winkel ein. Hier gelten alle Prinzipien wie bei der 45° Wendung, jedoch ist unser Keil nun im rechten Winkel zur Position des Gegners. Je nach Krafteinsatz und Druck des Gegners erhöhen wir den Winkel von 45° auf 90° und entziehen uns gänzlich der Krafrichtung des Gegners. Daraus ergibt sich die Regel, das räumliche Verdrängung immer 3 Winkel hat : 0°, 45°, 90°, jeweils zu beiden Seiten (links/rechts).

 

 

 


 

Räumliche Struktur Fauststoß und Gaan-Sau.
Genau genommen bildet ein Fauststoß und Gaan Sau ein stehendes Dreieck. Der Fausstoß richtet sich nach oben und Gaan sich im gleichen Winkel nach unten. Somit entstehen 2 räumliche Verdrängungen gleichzeitig(Kopf, Körper). Die Gesamtfläche der Arme, die gleichzeitig zum Einsatz kommen, verdoppelt sich und das Verrängungsprinzip findet auf 2 Ebenen statt. Somit haben wir im Grunde 2 Dreiecke, die gleichzeitig den Raum einnehmen und entweder verdrängen oder verbreitern, z.B. wenn diese Technik von innen ausgeführt wird.

 

 


 

Der Bezug unserer Bewegungen richtet sich nach dem Ziel aus, also dem Gegner. Die Distanz, die im Kampf permanent wechseln kann (siehe 5-Pasen Kampf Distanz), ist der Raum, den wir gemeinsam mit dem Gegner einnehmen.

Raum ist also die Distanz zum Gegner. Die Distanz kann sich auf verschiedene Weise verändern.

Hier sind 4 Optionen denkbar:

1.) Wir nähern uns dem Gegner
2.) Der Gegner näher sich uns
3.) Beide Parteien nähern sich gleichzeitig
4.) Beide Parteien entfernen sich gleichzeitig

sich nähern bedeutet :

1.) wir schlagen den Gegner (Der Arm streckt sich und nähert sich dem Gegner)
2.) wir treten den Gegner (das Bein streckt sich und nähert sich dem Gegner)
3.) wir machen einen Schritt ( unser Körper nähert sich dem Gegner)
4.) wir wenden uns 45° oder 90° (die Hüfte nähert sich dem Gegner)

oder gemäß dem Gleichzeitigkeitsprinzip :

1.) wir schlagen den Gegner und machen gleichzeitig einen Schritt (doppelte Annäherung)
2.) wir schlagen den Gegner und wenden uns gleichzeitig (doppelte Annäherung)

gebräuchliche Schritte zur Überbrückung (Skizze 1-5)

 

Skizze 1

Vorwärtsschritt
Wir bewegen uns direkt auf der Zentralllinie auf den Gegner zu

 

 


Skizze 2

Krabbenschritt
Wir bewegen uns seitlich (links/rechts) auf der Zentrallinie raus und wechseln die Dreiecksposition zum Gegner

 

 


Skizze 3

Wendung
Wir wenden unseren Körper 45° oder auch 90°(links/rechts) und nähern uns mit der äußeren Körperhälte (Hüfte) dem Gegner

 

 


 

Skizze 4

ZickZack Schritt
Beim ZickZackschritt  weichen wir 45° aus der Zentrallinie aus und richten uns in dem zweiten Schritt dann wieder 45° auf die Zentrallinie zum Gegner aus

 

 


 

Skizze 5

Zirkelschritt
Beim Zirklschritt bewegen wir uns im Halbkreis kurz aus der Zentrallinie heraus und bewegen uns dann im Halbkreis sofort wieder auf die Zentrallinie zu

 

 


Die 4. Dimension : Zeit

 

Ausgangsposition
Jede Bewegung hat ihren Zeitfaktor, d.h. jede Bewegung hat eine Dauer. Unser Körper und unsere Gliedmaßen bewegen sich, entweder isoliert und oder zusammen im Verbund. Somit kann durch das Zusammenspiel verschiedener Bewegungsmöglichkeiten der Zeitfaktor bestimmt werden, obwohl die physikalische Eigenschaft der Geschwindigkeit unserer Körperanteile begrenzt ist. Ein Fauststoß, ein Schritt oder ein Tritt hat in der Regel einen Zeitfaktor (Dauer), der sich durch das Training auf einen gewissen Geschwindigkeitspegel einspielt. Das ist die Grundlage unserers persönlichen Zeitgefühls für unsere eigene Bewegung.

 


 

Zeit : Arm
Um einen Arm aus der Grundposition zu strecken, müssen wir ihn strecken (Gelenk 1 Ellbogen). Der Fauststoß an sich ist die häufigste Angriffstechnik und hat diverse Varianten ( Gerade, Haken, Schwinger, Uppercut usw.) Die beteiligten Gelenke, Schulter und Ellbogen erzeugen die Geschwindigkeit (Dauer) der Bewegung. Ein Arm hat jedoch eine begrenzte Reichweite, also benötigt der Fausstoß eine gewisse Reichweite um das Ziel zu erreichen, somit gilt die Regel, das der Zeitfaktor immer auch von der Distanz zum Ziel abhängig ist. Die Reaktionszeit bei visueller Wahrnehmung ist bereits in dieser Distanz zu langsam.

 


Zeit : Tritt
Um einen Bein aus der Grundposition zu strecken, müssen wir ihn strecken (Gelenk 3 Knie). Der Tritt ist eine Angriffstechnik aus der Distanz hat diverse Varianten ( Gerader Tritt, Low-Kick, Stopp-Tritt, HalbKreis Rundtritt usw.) Die beteiligten Gelenke, Hüfte und Knie erzeugen die Geschwindigkeit (Dauer) der Bewegung. Das Bein hat jedoch eine begrenzte Reichweite, also benötigt der Tritt eine gewisse Reichweite um das Ziel zu erreichen. Da das Bein länger ist als ein Arm und die Streckung des Beins einen längeren Weg zurücklegen muss, ist der Tritt in der Regel langsamer als ein Fausstoß, dafür überbrückt er jedoch eine größerse Distanz, ohne dabei die eigene Ausgangsposition verlassen zu müssen.

 


 

Zeit : Schritt
Bei einem Schritt wird der Körper in Bewegung gesetzt. Hier gibt es diverse Schrittechniken (Vorwärts, Seitwärts, Rückwärts, Zirkel usw.) jede Schritttechnik beeinhaltet die Verlagerung des Körperschwerpunkts und kostet dementsprechend Zeit. Die Bewegungsenergie den ruhenden Körper (Masse) zu beschleunigen, ist am größten. Jedoch hat der Schritt einige Vorteile, die Bewegungsrichtung lässt sich permanent varieren und bestimmt auf unterschiedliche Weise die Distanz zum Gegner, d.h. die Ortung für den Gegner wird schwieriger und seine Reaktionszeit wird damit beeinflusst, weil unsere Position nicht statisch ist, sondern dynamisch.

 


Zeit : Fauststoß und Schritt
Der Zeitfaktor unserer Bewegung lässt sich dadurch beeinflußen, indem wir 2 Bewegungen gleichzeitig ausführen. Somit verkürzt sich der Zeitfaktor des Ablaufs, da die Annäherung zum Ziel silmutan ausgeführt wird, die Streckung des Arms und der Schritt zum Ziel. Diese doppelte Verkürzung der Distanz ist gleichzeitig auch die doppelte Beschleunigung zum Ziel.  Somit gilt die wichtige Formel : doppeltes Ereignis (Annäherung) in der halben Zeit. Im Umkehrschluss ergibt sich dann die Formel : der Gegner hat nur die halbe Reaktionszeit um diesen Zeitfaktor auszugleichen und selbst eine Maßnahme gegen uns einzuleiten.
Auch bei einer Wendung gilt das gleiche Prinzip wie beim Schritt, da sich dann die Hüfte auf den Gegner zubewegt.


Zeit : Tritt und Schritt
Die gleichen Grundsätze gelten auch bei Tritt und Schritt.

Zu beachten ist jedoch folgendes physikalisches Grundprinzip :

1.) je kürzer die Distanz um so schneller die Dauer der Bewegung, die Überbrückung ist räumlich dichter.

2.) doppelte Annäherung (Schritt + Technik) und Dauer ist abhängig von der Distanz, d.h. ein Kniest0ß ist schneller als ein Tritt, der Weg des Knies zum Ziel ist kürzer, ebenso der Aufwand der Bewegungsenergie, somit gilt auch ein Ellbogenstroß ist schneller als ein Fauststoß.